Karl-Hans Kern

Schuldekan i.R. Evangelische Kirche

ehemals Delegierter der Bundesrepublik Deutschland
bei der UNO Vollversammlung.
 
 
 
 
 
 

Der Glaube an die Menschenrechte

Das große Wunder des letzten Jahrhunderts geschah 1945, als sich die Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen trotz unterschiedlicher Religionen und Staatsauffassungen einstimmig darauf verständigten, daß der Glaube an die Menschenrechte die Grundlage des Zusammenlebens der Menschheit ist. In der Charta der Vereinten Nationen heißt es: "Wir bekräftigen erneut unseren Glauben an die Grundrechte der Menschen." Und als dann 1948 die unverselle Erklärung eder Menschenrechte mit 30 Artikeln verabschiedet wurde, stand in der Präampel:" Da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte beschlossen haben, verkündet die Generalversammlung die vorliegende universelle Erlärung der Menscherechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal." Die Vereinten Nationen entwickelten die Menschenrechte weiter und verabschiedeten 1966 die beiden Menschenrechtspakte über politische und soziale Rechte, die nun Bestandteil des Völkerrechts sind.
Gegenwärtig erleben wir nun, wie die Regierung der USA mit ihren willigen Helfern die in 50 Jahren entwickelten Grundsätze des Völkerrechts mutwillig zu zerstören versucht und an die Stelle des Rechts und der Menschenrechte die militärische Macht und Gewalt setzt. Statt die versprochene Freiheit für das irakische Volk zu bringen, hat sie ein heilloses Chaos angerichtet und von den Menschenrechten bleibt nichts mehr übrig.
Nach dem völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak, in dem Tausende unschuldiger Menschen ermordet wurden, schauen die amerikanischen Besatzer jetzt tatenlos zu, wie Krankenhäuser geplündert werden und den hilfsbedürftigen Menschen die Hilfe gestohlen wird.
Ich sage dazu: Wer ohne Glaube an die Menschenrechte Freiheit bringen will, richtet ein heilloses Chaos an. Weil Bush und Rumsfeld nicht an die Menschenrechte glauben, sondern sich in ihrem Größenwahnsinn als Weltbeherrscher aufspielen, zerstören sie die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens unserer Welt. Für eine Neuordnung im Irak haben sich die Amerikaner der Bush-Administration disqualifiziert und haben ihre Glaubwürdigkeit verloren.
Daß sich der amerikanische Präsident für sein völkerrechts- und menschenrechts-widriges Handeln auf Gttes Willen beruft, ist für jeden ernsthaften Christen unerträglich, weil Gott sich nicht für Mord und Menschenrechtsverletzungen in Anspruch nehmen läßt. Wenn jetzt in Deutschland der Ruf zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik mit Amerika laut wird, dann kann ich nur dringend warnen, denn mit Bush und Rumsfeld kann es für Politiker, die an dem Glauben an die Menschenrechte orientiert sind, keine Gmeinsamkeit geben.
Was wir jetzt dringend brauchen, ist eine gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik, die die Vereinten Nationen stärkt und die von der Bush-Regierung beschädigten Rechte wieder in Kraft setzt und sich am Glauben an die Menschenrechte orientiert.
Als ich 1998 zum 50-jährigen Jubiläum der Menschenrechtserklärung eine Schrift veröffentlichte, bekam ich von Hans Küng aus Tübingen seine Schrift zum Weltetos mit einer Widmung, in der er unsere gemeinsame Haltung zum Glauben an die Menschenrechte unterstrich.
Trotz der gewaltigen Rückschläge, die wir gegenwärtig erleben, dürfen wir die Hoffnung auf Frieden und Geltung der Menschenrechte nicht aufgeben, weil wir sonst keine Chance zum Überleben haben. Darum lassen Sie uns weiter für Frieden und Menschenrechte kämpfen.

Heilbronn, 12.4.2003
 

--- es gilt das gesprochene Wort ---