Bernhard Löffler, Regionsvorsitzender DGB Heilbronn-Franken
 

Begrüßung, Antikriegstag 2005, 01.09.2005, Heilbronn
 
 
 
 
 
 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 1. September 1939 begann der nationalsozialistische Angriffskrieg, der mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete.
Der 1. September steht für einen gnadenlosen Vernichtungskrieg mit mehr als 60 Millionen Toten, der 8. Mai für das Ende der zwölfjährigen Nazidiktatur und des in der Geschichte beispiellosen industriellen Massenmordes an den europäischen Juden. Mit dem Kriegsende vor 60 Jahren endete die Verfolgung der Sinti und Roma, Homosexueller, so genannter Asozialer und politisch Andersdenkender. Für die Überlebenden und für Deutschland war es ein Tag der Befreiung.
Für den Deutschen Gewerkschaftsbund sind der 1. September und der 8. Mai Mahnung und Verpflichtung zugleich: Rechtsextremistischer Ideologie und Gewalt muss auf allen Ebenen, mit den Mitteln unseres demokratischen Rechtsstaates, entgegen getreten werden.
Alles vorbei? Alles Geschichte?
Nein! Seit zwei Jahren erleben wir hier direkt vor unserer Haustüre den Aufmarsch von Alt- und Jungfaschisten mit über 10 Aufmärschen der Nazis in Schwäbisch Hall und in Heilbronn, mit Germanischem Fünfkampf bei nationalen Sonnwendfeiern und  Heldengedenkveranstaltungen zu Ehren von Kriegsverbrechern.
Ganz offen schmücken sich dabei die Jungnazis mit der Schirmherrschaft von SS-Truppenkameradschaften, beschimpfen die Heilbronner Stimme als „anti-nationale Feindmedien“, die „Totengräberarbeit am deutschen Volk“ leisten und diffamieren ungeniert deren Journalisten als – Zitat - „bewusst ausgewählte geistig-seelisch und körperlich minderwertige Menschen“. – Zitat Ende - Hatten wir das nicht schon alles einmal??
Und wieder rufen die Jung- und Altnazis um den wegen Landfriedensbruch  soeben verurteilten und bundesweit agierenden Neckarwestheimer Neonazi Lars Käppler zu ausländerfeindlichen Kundgebungen in Heilbronn und Schwäbisch Hall auf.
Das Leid der Opfer, der Menschen, die aus rassistischen oder politischen Motiven gequält, gefoltert und ermordet wurden, darf nicht in Vergessenheit geraten. Es muss heute mehr denn je deutlich gemacht werden, wohin Menschenverachtung und Diskriminierung führen können. Wir dürfen nicht wegsehen und wir müssen zeigen, dass alte und neue Nazis hier bei uns nicht erwünscht sind.
Deswegen fordere ich Euch, fordere ich Sie auf, am 17. September zur Gegendemonstration gegen den Nazi-Aufmarsch hier in Heilbronn zu kommen und die Aktionen gegen den erneuten Nazi-Aufmarsch in Schwäbisch Hall am 29. Oktober zu unterstützen. Flugblätter für die Kundgebung hier in Heilbronn werden ja auch verteilt.

Verehrte Gäste,
am Antikriegstag erinnern wir jedes Jahr an die kriegerischen Konflikte in der Welt.
Krieg ist immer ein direkter Angriff auf die Würde und die Rechte von Menschen, deshalb müssen Kriege international geächtet werden.
Die Vermeidung bewaffneter Konflikte durch eine präventive Friedenspolitik ist die Kernaufgabe der Vereinten Nationen, deren Rechtsrahmen alle Mitgliedsstaaten zu respektieren haben. Die Bundesrepublik Deutschland muss innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft die Ächtung aller Massenvernichtungswaffen von Landminen bis zur Atomtechnologie durchsetzen. Waffenlieferungen in Krisen- und Kriegsgebiete sind unmoralisch und gewissenlos. Der internationale Waffenhandel muss einer noch strikteren Kontrolle unterworfen werden.
Die Eskalation der Gewalt im Irak, unter der vor allem die Zivilbevölkerung leidet, ist ein trauriges Beispiel dafür, dass militärische Interventionen ohne UN-Mandat keine Lösung darstellen. Der Aufbau einer friedlichen und demokratischen Gesellschaft im Irak ist nicht in Sicht. Eine Friedensperspektive wird dieses Land erst dann haben, wenn die Besatzung beendet ist und das irakische Volk über seine politische Zukunft in freier Selbstbestimmung entscheiden kann. Die Europäische Union und die internationale Staatengemeinschaft sind aufgefordert, ihre friedenspolitische Verantwortung wahrzunehmen und den Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen im Irak verstärkt zu unterstützen.
Statt militärische Konflikte zu ideologisieren, müssen Kriegsursachen aufgedeckt und vorbeugend bekämpft werden.
Die Überwindung von Armut, sozialer Ausbeutung, politischer, kultureller, religiöser und sexueller Diskriminierung ist die Grundlage ziviler Konfliktlösung. Der Deutsche Gewerkschaftsbund engagiert sich auch in Zukunft für eine nachhaltige  Friedenspolitik. Krieg ist keine Alternative.

Liebe Freunde,
die Gedenkrede am heutigen Antikriegstag wird der Schuldekan im Ruhestand Karl-Hans Kern halten, - der Vielen von uns von seinen Auftritten gegen den Irak-Krieg vor zwei Jahren bekannt ist. Karl-Hans Kern war lange Jahre SPD-Bundestagsabgeordneter und Mitglied der UN-Vollversammlung.

Umrahmt wird unsere Gedenkfeier von

 
 
 

Hans Kumpf mit seiner Klezmer - Klarinette.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

An dieser Stelle auch schon mein herzlicher Dank für das Engagement bei dieser Gedenkstunde.
Nach der Gedenkrede werden wir dann zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt in die Ehrenhalle gehen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Kern, sie haben nun das Wort.

(Es gilt das gesprochene Wort)